Zeitungsprojekt: Personalpleite in der Pflege
(Bildquelle: Pixabay)
NACHRICHT:
Ohne Pfleger keine Pflege
Schon seit vielen Jahren gibt es in Deutschland Personalmangel in der Pflege. Dieses Problem hat sich in den letzten 10 Jahren nochmal drastisch verschärft, sodass heute insgesamt 200.000 Pflegekräfte fehlen. Dies könnte sich durch schlechte Bezahlung, dem demografischen Wandel und den schlechten Arbeitsbedingungen begründen.
BERICHT:
- 200.000 fehlende Pflegekräfte
- auch im Ausland ein Problem
Dass es in der Pflege einen Personalmangel gibt, weiß fast jeder, jedoch wissen weitaus weniger Leute, dass das viel schlimmer werden kann und vor allem die Altenpflege stark betroffen sein wird. 2010 kamen auf 100 ausgeschriebene Stellen noch 50 Bewerber*innen, während es heute durchschnittlich nur noch 26 sind.
In der Altenpflege ist es sogar noch extremer: Dort kommen heute nur noch etwa 22 Bewerbungen auf 100 ausgeschriebene Stellen, dabei braucht man in der Zukunft vor allem sie, was sich mit der Alterung der Bevölkerung begründen lässt.
Aber nicht nur die Altenpflege ist davon betroffen. Auch die ambulante Pflege hat diese Probleme. Bei einer bundesweiten Umfrage gaben 53% der Befragten an, dass ihre Stellen unterbesetzt sind. Dementsprechend gibt es in Deutschland 16.000 offene ambulante Stellen. Corona hat der Pflege dabei auch nicht geholfen. Im Gegenteil: Es wirkte wie Öl im Feuer. Alleine im Zeitraum zwischen Mai und bis Ende 2020 hängten circa 9.000 Pflegekräfte ihren Job an den Nagel. Diesen Mangel gibt es nicht nur bei uns. Der ICN warnt vor einem enormen, weltweiten Pflegepersonalmangel.
Für diese Mängel gibt es viele verschiedene Gründe. Einer der Hauptgründe ist der psychische und physische Druck, der auf die Pfleger*innen wirkt. Ein weiterer guter Grund ist auch die mangelnde Bezahlung, welche auch nicht gerade viele Leute anlockt.
Aber vor allem macht die Alterung der Gesellschaft der Altenpflege zu schaffen, da es dadurch immer mehr Pflegebedürftige gibt.
Doch es gibt Hoffnung: Bei einer Studie, die 1000 Personen zwischen 14 und 20 Jahren befragt hat, gaben knapp ein Fünftel der Befragten an, dass sie sich vorstellen könnten, in der Pflege zu arbeiten.
INFO: ICN
Der International Council of Nurses (Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger) ist ein Zusammenschluss von über 130 nationalen Berufsverbänden der Pflege mit Sitz in Genf. Er existiert offiziell seit 1899, jedoch fand der erste ordentliche Kongress erst 1904 statt. Er ist vor allem für die Verbesserung der Pflege und Gesundheit zuständig.
KOMMENTAR:
Die Chance nutzen
von Mattea H.
In Deutschland gibt es den Personalmangel in der Pflege schon lange. Jedoch könnte Deutschland in den nächsten Jahrzehnten gut aus dieser Krise herauskommen, wenn die Politik die richtigen Schritte gehen würde. Es könnten sich 20% aller 14- bis 20-jährigen vorstellen, in der Pflege zu arbeiten. Jedoch werden sie wahrscheinlich einen anderen Job wählen, wenn die Bezahlung und die Arbeitsverhältnisse sich nicht ändern werden und dieser Bereich ein besseres Image bekommen wird.
INTERVIEW:
Mit Charlotte H. (Krankenpflegerin am Klinikum Friedrichshafen)
Wie viel Personal fehlt bei Ihnen? – Auf Station fehlen ca. 12 von 50 Vollzeitstellen. Deshalb werden eigentlich ca. 5 der 20 möglichen Betten nicht belegt. Allerdings sind 4 dieser Betten für Covidpatienten vorgesehen und je nach Bedarf doch belegt.
Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche und wie viele davon sind Überstunden? – Laut Stellenplan arbeite ich 17 Stunden in der Woche. Eigentlich soll ich aber nur 13-14 Stunden arbeiten, um meine über hundert Überstunden abzubauen. Das funktioniert aber seit einem Jahr nur sehr wenig.
Wie verstehen Sie sich mit Ihren Kollegen? – Mit den allermeisten sehr gut. Auf unserer Station müssen wir sehr oft in stressigen Notfall- oder anderen Gefahrensituationen zusammenarbeiten. Andererseits gibt es gerade im Nachtdienst auch Leerlauf, währenddem man sich auch besser kennenlernen kann.
Überlegen Sie mit Ihrem Beruf aufzuhören? – Nein, ich möchte nicht mit meinem Beruf aufhören. Er macht mir sehr viel Spaß, ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und ich helfe anderen gerne dabei, gesünder zu werden. Außerdem mag ich das Medizinische und Technische an meinem Beruf.
Finden Sie die Bezahlung gerecht? – Das ist schwierig. Die meisten im Krankenhaus jammern weniger über die Bezahlung, sondern mehr über die schlechten Arbeitsverhältnisse und die mangelnde Wertschätzung.
Mit wie vielen Jahren haben Sie sich dazu entschlossen Krankenschwester zu werden? – Ich war mit 14 Jahren selber im Krankenhaus und fand das irgendwie spannend, wie die das machen und seitdem wollte ich Krankenschwester werden.