JuLi 2022 – Prosa /Unterstufe
Hallo Kaktusfreunde, hier ist der letzte Teil der Geschichte „Der nicht ruhenden Seele“. Viel Spaß beim Lesen und noch einmal herzlichen Glückwunsch an Alessia.
… „Puh, du schaffst das. Da wird schon kein Geist drin sein! Alles nur Unfug!“, redete sie sich ein. Und dann, dann öffnete sie die Tür. „Abgeschlossen, nicht wahr?!“, raunte Leo ihr zu. „Nein, nicht abgeschlossen, noch viel sicherer. Eine dieser damaligen Brandtüren glaub ich. Tonnen wiegen die. Ich bekomm die nicht auf. Nicht mal einen Spalt,“ flüsterte sie angestrengt. Leo eilte zur Hilfe, auch wenn es riskant war. Auch zusammen war es fast unmöglich, die schwere Tür aufzubekommen. Doch als die beiden Schritte und dazu noch zwei Stimmen von erwachsenen Leuten hörten, setzten sie ihre letzten Kräfte ein und fielen in den Raum rein. Die Tür verschloss sich nur im Schneckentempo , aber Leo und Luisa drückten sie so fest zu, dass sie sich ein wenig schneller verschloss, sodass keiner bemerkte, dass sie jemals auf war. Beide lehnten die Ohren an die Türe und lauschten. „Ich glaube, sie sind weg,“ flüsterte Luisa mit überanstrengender und zitternder Stimme. Sie drehte sich um und wollte sich in dem Raum umschauen. Sie erstarrte. Es war zwar kein Geist zu sehen, dafür etwas viel Schlimmeres. Die ganze Wand war befallen von Schimmel, Spinnen und Kakerlaken, Spinnennetze und anderen Fuseln. Luisa wirkte ihr Frühstück fast wieder hoch. Und durch die ganze Aufregung vorhin, ist ihr der schreckliche Gestank auch gar nicht aufgefallen. „Leo, dreh…dreh dich mal um,“ stotterte sie. Leo erstarrte und sein Gesichtsausdruck war unbeschreiblich. „Schnell raus hier!“, sagte er nur und versuchte die Tür zu öffnen. „Helfe mir mal. Ich ersticke noch!“, befahl er. Luisa drückte mit voller Wucht gegen die Tür, aber ohne Erfolg. „Kann es sein, dass die Tür von innen noch schwerer ist als von außen? Was machen wir den jetzt?!“, schrie sie panisch und fuchtelte dabei wild mit den Händen. „Ruhig bleiben. Uns fällt schon was ein! Hoffe ich..,“ versuchte Leo sie zu beruhigen. „Ruhig bleiben!? Ist das dein Ernst?! Wir sind verloren. Verloren!!!“, schrie sie. Beide versuchten lauthals zu schreien, in der Hoffnung gehört zu werden. Aber auch dies taten sie ohne Erfolg. „Bis wir hier rausgeholt werden, sind wir von diesen Riesentaranteln schon verschlugen worden,“ schluchzte Luisa. Nach geschlagenen 10 Minuten in diesem fürchterlichen, kleinen Kämmerchen, hörten die beiden wieder Schritte. Sie schrien um Hilfe wie noch nie. Die Schreie waren kaum zu überhören. „Hallo?“, hörten sie plötzlich eine weibliche Stimme. Es war die Frau, die sie beaufsichtigen sollte. „Hallo! Wir sind hier drinnen und kommen nicht mehr raus. Bitte helfen sie uns,“ bat Luisa. Die Dame holte sich Verstärkung, um die Tür zu öffnen und dann war es endlich geschafft. Luisa und Leo stürmten aus dem Raum und man sah ihnen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Doch diese verging ganz schnell, als sie sahen, wer die Verstärkung gewesen war. „Habe ich euch nicht klar und deutlich gesagt, dass dieser Raum tabu für euch ist?!“, fuhr der Mann, der die Führung gemacht hatte, die zwei an. Beide wurden vor Scharm ganz rot und sie wussten, dass sie allen hier eine Erklärung schuldig waren. Als alle im Büro der alten Dame saßen, erzählten Luisa und Leo die ganze Geschichte von Anfang bis Ende. Die Angestellten schauten sich verwirrt und schockierend zugleich an. „Wie bitte? Was ist das denn für ein Quatsch!?“, rief die alte Dame. Lisa und Leo schauten sich verwundert an. „Es gibt keine Geister!“ schimpfte die Frau weiter. „Und was soll dann das Klopfen um drei Uhr nachts? Oder die Geheimnistuerei?“, rief Luisa entsetzt. „Mein Gott, wenn ihr dank einer Erklärung Ruhe gebt. Wie schon gesagt wurde, es gibt ganz sicher keine Geister und sowieso nicht in dieser Burg! Die Kammer ist so versteckt und geheim wegen… das könnt ihr euch wahrscheinlich schon denken,“ klärte der Mann die zwei auf. „Ja, danke, das können wir! Überall Schimmel und die schlimmsten Tierchen , die ich jemals gesehen habe. Wieso zum Teufel lasst ihr das nicht in Ordnung bringen?“, beklagte sich Leo. „Weil wir sonst alle unseren Job verlieren!“, sprudelte es aus der alten Dame heraus. Leo und Lisa schauten sich ratlos an. „Diese Burg ist schon über 1.150 Jahre alt und müsste eigentlich schon längst abgerissen werden, da sie durch den damaligen Krieg einige sehr gefährliche Schäden abbekommen hat. Aber wir haben noch eine Chance von der Stadt bekommen, als wir gesagt haben, dass wir das mit einem guten Restaurator hinbekommen. Das war auch so. Aber eine Hälfte der Burg hat angefangen zu schimmeln und viele Viecher haben sich dort angefressen,“ erklärte der Mann. „Ja und wo ist da jetzt das Problem? Die Burg hat doch noch eine Chance bekommen. Sie steht ja legal hier, oder?“, fragte Luisa verloren. Die Kollegen schauten sich an. „Ich muss es ihnen sagen. So hat es doch keinen Zweck,“ sagte der Mann. „Nein. Sie werden alles weiter erzählen!“, beklagte sich die Dame. „Egal, was sie uns jetzt erzählen werden. Meine Freundin und ich sind sehr verlässlich und werden alles, was hier besprochen wird, auch hier lassen!“, stellte Leo klar. „Versprochen!“, fügte Luisa hinzu. „Die Reparaturen waren zwecklos und der Schaden hat sich nicht gelegt. Beziehungsweise nur für ein paar Monate. In diesen zwei Monaten wurde die Burg aber unter die Lupe genommen und genehmigt. Deshalb steht sie schon legal hier. Aber irgendwie auch nicht. Und wenn wir der Stadt melden, dass sich hier Schimmel verfangen hat, werden sie den Schaden an der Burg sehen und wir verlieren alle unseren Job! Der Schimmel ist nämlich viel zu schädlich für die Gäste der Burg,“ sagte der Mann verzweifelt. Luisa und Leo waren sprachlos. Jetzt ergab alles einen Sinn. Bis auf eine Sache. „Was hat es mit dem Klopfen auf sich?“, fragte Luisa skeptisch. „War das letzte Nacht?“, wollte die Dame wissen. Luisa nickte. „Ich hatte gestern Nacht ein paar Kinder aus einer anderen Schule in ihre Betten gejagt. Sie haben in der kompletten Ebene die Leute mit dem Klopfen aufgeweckt,“ erklärte die Frau. Luisa und Leo schauten sich beschämend an. „Wie kamt ihr überhaupt auf diesen Unsinn?“, fragte der Mann. „Mein großer Bruder hat mir erzählt, dass er auch mal hier war und mir dann von der Legende berichtet,“ gab Leo zu. „Ich kann euch garantieren, dass nur das stimmt, was ich eurer Klasse bei der Führung erzählt habe,“ sagte der Mann. „Gut. Dann ist ja jetzt alles geklärt. Eure Klasse ist bald zurück. Wir sollten so tun, als wäre nichts passiert,“ bemerkte die Frau.
Als die Klasse zurück war, hatten alle ein bisschen Freizeit. Die sechs Kinder sind alle gleich ins Zimmer der Mädchen gegangen und natürlich haben Luisa und Leo alles, was passiert war, den anderen erzählt. Aber wirklich nur ihnen. Sie hatten ja das Recht zu erfahren, was geschehen war. „Okay, jetzt ist es wirklich peinlich,“ gab Leni kleinlaut zu. „Das sagt ihr jetzt. Wir saßen da und sind rot vor Scharm geworden,“ schimpfe Leo. „Ihr wart wirklich mutig. Ich bin trotzdem stolz auf euch!“, sagte Jan. „Ja. Und wir hatten unser Abenteuer! Nicht wahr, Luisa?“, fragte Leo. Der Rest der Woche war wirklich toll und alle hatten gemeinsam noch viel Spaß zusammen.
Keiner hatte was von dem Vorfall mitbekommen und als die Abreise bevorstand, ging Luisa nochmal zu den Kollegen, die sie aufgeklärt hatten. „Wir werden sie sicher nicht verpetzten! Danke für die Aufklärung,“ sagte sie. „Danke euch!“, bekam sie von beiden als Antwort. Als die Klasse im Zug auf dem Weg nach Hause war, war Luisa zwar traurig, aber irgendwo auch glücklich, bald wieder zuhause bei ihrer Mutter zu sein. Es wird zwar schwer so zu tun, als wäre alles ganz normal gewesen, aber das bekommt sie schon irgendwie hin. Zum Glück ist ja alles doch noch gut gegangen!
Alessia
One thought on “JuLi 2022 – Prosa /Unterstufe”
DAS Bild ist Toll