Zeitungsprojekt: Trägt die EZB Schuld an der Inflation?
In den letzten Monaten stiegen die Inflationsraten rasant auf über 10%. Jetzt stellt sich die Frage ob die Europäische Zentralbank, durch schnelleres Erhöhen des Zinssatzes eine so hohe Inflation verhindern konnte. Doch was ist im Grunde Inflation und wie entwickelt sie sich, warum Erhöhen Zentralbanken die Zinsen und warum nicht, und wie wirkt sich die Inflation auf die Gastronomie aus? Das bin ich in den letzten Monaten auf den Grund gegangen und dies könnt ihr in diesem Bericht als Zeitung eingeteilt in Berichten, einem Kommentar, Nachrichten, Infoboxen und einem Interview lesen.
Infobox: Was ist im Grunde Inflation?
Wenn ein anhaltender Wertverlust von Geld durch steigende Preise entsteht, spricht man von einer Inflation. Ursachen für Preissteigerungen können beispielsweise eine Verknappung von bestimmten Gütern oder Dienstleistungen sein. Preise von Produkten wie Erdöl und Gas steigen dann wegen der hohen Nachfrage an. Meistens kann das zur Folge haben, dass Unter- nehmen die Preiserhöhung an die Verbraucher weitergeben oder Mitarbeiter entlassen.
Bericht: Wie entwickelt sich die Inflation momentan?
VON ATHANASIOS SAKKOUDIS
Die Inflation ist diesen Monat wieder um 0,5% gestiegen und liegt nun bei 10,4%. Geschätzt sollen aber jetzt schon um die 10,7% sein. Auch wenn ein Blick auf das Kaleidoskop des Statistischen Bundesamtes vom Oktober geworfen wird, bemerkt man, dass sich vor allem Lebensmittel, der Verkehr, Strom, Gas und andere Brennstoffe verteuert haben. Doch nun im November sinken die Diesel- und Benzinkosten im Landesdurchschnitt unter 2€ pro Liter. Auch Rohöl und Heizöl sind billiger geworden. Aber dieser kleine positive Wert könnte sich bald ändern, denn Experten sehen eine deutlich höhere Inflation und einen höheren Preisindex voraus.
Nachrichten:
Argentinien
Argentinier legen ihr Geld in Dollar an
In Argentinien gibt es seit Jahrzehnten eine hohe Inflation, die momentan bei über 83% liegt. Grund sind die Verteuerung der Lebensmittel und der Energie. Im Jahr 1990 lag die Inflationsrate bei über 3.000%. Wegen des sinkenden Wertverlustes des Pesos kaufen Argentinier viele US-Dollarscheine. Über 10% aller Dollarscheine befinden sich im südamerikanischen Staat. Weil Argentinien kaum noch über Dollar-Reserven verfügt, dürfen Argentinier nur 200 Dollar pro Monat zum offiziellen Wechselkurs von 140 Pesos kaufen. Doch dadurch profitiert der Schwarz- markt, der die Scheine für das Doppelte.
Post
Ver.di verlangt Lohnerhöhungen
In dieser Woche ging die Gewerkschaft ver.di mit der Deutschen Post in Tarifverhandlungen. Ver.di verlangt 15% mehr Lohn für die 160.000 Tarifbeschäftigten der Post. Die Begründung ist die steigende Inflation. Nach den für ver.di erfolgreichen Tarifverhandlungen mit der IG Metall in der vergangenen Woche, bei denen 3,8 Millionen Beschäftigte ab dem Sommer 2023 5,2% mehr Lohn bekommen werden, könnte nun ein weiterer Erfolg für die Gewerkschaft folgen.
Infobox: Warum erhöhen Zentralbanken den Leitzins?
Vereinfacht gesagt, werden Kredite teurer, wenn Zinsen steigen. Unternehmen investieren weniger und Verbraucher kaufen weniger ein. Wenn danach die Habenzinsen steigen, sparen Verbraucher und Unternehmen wieder mehr. Das hat zufolge, dass die Inflation schrittweise zurückgeht. Doch das kann für Länder, Unternehmen oder Verbraucher, die höhere Kredite abbezahlen müssen, weitere Kosten verursachen.
Bericht: Trägt die EZB an der Inflation Schuld?
VON ATHANASIOS SAKKOUDIS
Nach dem Wirtschaftstief, im Jahr 2020, steigt die Inflation rasant, bis auf über 10%. Lebensmittel, Erdöle und Gas werden teurer. Doch bis Juli dieses Jahres hob die Europäische Zentralbank den Leitzins nicht an. Experten meinen, dass dieses Handeln zu langsam war. Die Zentralbank musste wiederum die hochverschuldeten EU-Länder wie Spanien, Italien oder Griechenland berücksichtigen, denn durch das Steigen des Zinssatzes würden die Kredite der Länder sich immens verteuern. Schließlich ließ die EZB die Zinsen zögerlich, erst am 27. Juli um 0,5%, am 8. September und 27. Oktober jeweils um 0,75% steigen und am 15. Dezember soll über eine nächste Erhöhung beraten werden. Außerdem griff die 1998 gegründete Bank den verschuldeten EU-Ländern unter die Arme. Die Inflation ist im Oktober auf 10,4% gestiegen und einige Bürger fragen sich nun, ob die EZB eine so hohe Inflation durch schnelleres Handeln verhindern konnte. Eine höhere Inflation hätte die Bank unter der Leitung von Christine Lagarde nicht verhindern können, doch beispielsweise in den USA geht nach der viermaligen Zinserhöhung um 0,75% durch die Fed die Inflation zum vierten Mal in Folge zurück. Momentan stehen in den USA die Zinsen auf 5%. Lagarde hingegen meinte in einem Interview, dass die Inflationen in den USA und in Europa anderer Herkunft sein und man hier mit Geldpolitik wenig verändern könne. Doch darüber sind sich Experten strittig. Seit der Einführung des Euros ist die EZB für eine Preisstabilität zuständig. Anders als bei Fed, die auch die Effekte für den Arbeitsmarkt berechnet, ist das Ziel der europäischen Zentralbank, die Preisstabilität. Diese wäre durch eine Inflationsrate von 2% bestens Ziel nicht und versuchte infolgedessen durch eine Senkung der Zinsen auf 0 %, im Jahr 2016, eine Inflation anzuregen. Schließlich hätte die Bank wahrscheinlich früher von ihrem alten Weg abkommen und die Zinsen erhöhen sollen. Ob dieses Handeln eine noch höhere Inflation oder den Verlust von Arbeitsplätzen nach sich zieht, ist abzuwarten.
KOMMENTAR: ZINSERHÖHUNGEN DER EZB/ Zu Spät
VON ATHANASIOS SAKKOUDIS
Zu spät und zu langsam erhöhte die Europäische Zentralbank die Zinsen. Nach der Senkung des Zinssatzes auf 0,0 % im Jahr 2016, erhöhte die EZB bis zum Ende des Julis, dieses Jahres, trotz steigender Inflation die Zinsen nicht, obwohl beispielsweise das Federal Reserve System (Fed) die Zinsen damals in den USA schon zwei mal um 0,75 % anhieb. Die Begründung: In den USA gab es einen robusten Aufschwung, während Europa wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs an der Schwelle zur Rezession stand. Außerdem hat die hohe Inflation auf beiden Seiten des Atlantik unterschiedliche Ursachen. Dort treiben aktuell vor allem Personalmangel und steigende Löhne die Preise hoch, hier sind es eher die Energiekosten – an denen man mit Geldpolitik wenig ändern kann. Doch Experten meinen: Klassischerweise sei Inflation durch Nachfrage getrieben, da konnte die EZB mit Zinserhöhungen gegensteuern. Ein anderer Grund der EZB war: Man wollte hoch verschuldete EU-Länder wie Italien, Spanien oder Griechenland nicht gefährden. Schließlich hieb die Europäische Zentralbank zu spät und zu zögerlich am 27. Juli die Zinsen um 0,5 % und am 8. September, sowie am 27. Oktober den Zinssatz um 0,75 % an und griff den hoch verschuldeten Ländern unter die Arme. Es hätte eine Inflation von über 10% vermieden werden können und man hätte, wie in den USA, dem Sinken der Inflation zusehen dürfen.
Interview
Auch auf die Gastronomie hat die Inflation Auswirkungen. Darüber wurde ein Interview mit dem Leiter des Hotels und Restaurants Alpha Herrn Parganas geführt.
Guten Tag Herr Parganas, haben Sie die tendenziell steigende Inflation bei den Gas- und Strompreisen, Personalkosten oder an den Einkaufspreisen für Speisen und Getränke gemerkt?
Ja, ich musste besonders beim Einkauf der Lebensmittel tiefer in die Tasche greifen. Auch der Strompreis für z.B die Küche und die Hotelzimmer sind teurer geworden.
Momentan ist die Mehrwertsteuer für die Gastronomie um 7 % gesenkt. Doch beispielsweise das Bündnis 90/Die Grünen spricht sich für eine Aufhebung und Steuererhöhung aus. Die Mehrwertsteuer könnte sprunghaft auf 19 % steigen. Wäre dies für Ihr Lokal bzw. Hotel essenziell bedrohlich oder könnte Ihr Betrieb die schlagartige Steuererhöhung ohne große Rückschläge überstehen?
Wenn eine Steuererhöhung kommt, wird es für unser Restaurant nicht gut aussehen. Trotzdem müssten wir es nicht schließen. Ich bin dafür, dass die Senkung der Mehrwertsteuer bleibt, bis die Verluste der Corona-Krise und der Inflation wieder eingenommen sind.
Mussten Sie die zusätzlichen Kosten schon durch eine Preiserhöhung der Speisen bzw. Getränke an Ihre Kunden weitergeben? Wenn nicht, haben Sie es in nächster Zukunft vor?
Ich und mein Bruder haben lange darüber nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass es für unser Restaurant notwendig ist, die Preise zu verteuern.
Könnten Sie genaue Prozentzahlen nennen?
Ganz genau haben wir den Preis für das Essen und die Getränke um 10 % erhöht.
Konnten Sie in den letzten Monaten merken, dass Stammkunden aus Geldgründen ihr Restaurant oder Hotel weniger oft besuchen oder, dass Sie weniger Reservierungen bekommen?
Ja, leider habe ich mitbekommen, dass unsere Stammgäste, die Alpha früher wöchentlich besucht haben, seltener kommen. Auch die Zimmer unseres Hotels sind fast nie mehr alle gleichzeitig besetzt. Ebenfalls sind die Reservierungen zurückgegangen.
Zur Person
Alexandros Parganas ist 45 Jahre alt und gebürtiger Grieche. 2004 übernahm er zusammen mit seinem Bruder Dimitrios Parganas das Restaurant Athen im Stadtzentrum Friedrichshafens am Bodensee und leitete es bis 2015. Nur ein Jahr später, am 20. Februar 2016 eröffnete der mittlerweile verheiratete Mann und Vater eines Kindes erneut mit seinem Bruder ein griechisches Restaurant und ein Hotel namens Alpha im nahe- liegenden Dorf Ailingen.
Nachrichten:
USA
Die US-Inflation geht zurück
Nachdem die US-Notenbank FED in ihren letzten 4 Sitzungen den Leitzins drastisch, jeweils um 0,75 Prozentpunkte erhöhte, ging nun im Oktober die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen auf 7,7 Prozent von 8,2 Prozent im September zurück. Weil es der vierte Rückgang in Folge ist, steigt die Hoffnung an den Finanzmärkten, dass die Währungshüter künftig die Zinsen weniger stark anheben.
Bundeswehr
Das 100-Milliarden-Sondervermögen schrumpft
Das 100-Milliarden-Sonder-vermögen für die Bundeswehr, das Olaf Scholz infolge des Ukraine-Kriegs im Bundestag im Februar bekannt gab, soll wegen der steigenden Inflation um mehrere Milliarden € an Wert sinken. Das behauptet zumindest die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), die das Vermögen im Jahr 2027 auf einen Wert von 85 Milliarden € schätzt. Dies hat zur Folge, dass einige geplante Einkäufe nicht finanziert werden können.
Ich hoffe, ihr habt einiges über Inflation, Zinserhöhung und die EZB gelernt. Euer Thunny
One thought on “Zeitungsprojekt: Trägt die EZB Schuld an der Inflation?”
Das ist ein sehr interessanter Bericht bzw. Artikel. Klingt echt gut!